8. November 2019
Seit einigen Wochen singe ich in Gedanken ständig "Heute fährt die Ate bis nach Istanbul"..., das Grinsen geht mir nicht vom Gesicht ,und ich kann nicht leugnen, dass ich mich riesig freue, zum ersten Mal mit "meinen Knappen" auf internationale Reise zu gehen, um "meinem Verein" hautnah zu sein. Klar, es ist komisch, als einziges Mädel mit 4 Jungs zu fahren, aber das kriege ich schon hin, bin ich mir sicher, denn mit meinem Präsi, Andreas, Hendrik und Lucas sind es ja 4 Jungs, die ich ausgesprochen gerne habe und mit denen ich "im normalen Leben" auch sehr gut klarkomme. Noch 1 Mal schlafen, denke ich so am Montagabend, und dann geht's los, als mich plötzlich das Telefon aus meinen Gedanken reißt, und ich auf dem Display "Präsi" lese. Voller Vorfreude greife ich zum Hörer, weil ich denke, es gibt vielleicht noch was spannendes zur Reise zu erfahren, doch nach einigen Sätzen Vorgeplänkel kommt die unausweichliche, für mich eigentlich unaussprechliche Frage durch den Hörer: "Hast du eigentlich ein KOPFTUCH eingepackt???" "Scheiße", denke ich, der ultimative Alptraum wird doch wahr, denn Kopftuch und Ate gehen ja so zusammen, wie Schalke und Lüdenscheid. Also gar nicht!!! Na ja, am Ende des Gesprächs war ich dann wieder halbwegs beruhigt, denn Istanbul ist eine moderne Stadt mit modernen Frauen, und Kopftücher werden im höchsten Falle in Moscheen "verlangt", und ob ich DAS dann tue, werde ich in dem Moment entscheiden, wo ich vor einer Moschee stehe. SO!!! Nach einer unruhigen Nacht zappele ich am Dienstagmorgen gestiefelt und gespornt um 07h vor der Haustür und warte auf Andreas, der mich abholt. In Hetjershausen steigen wir dann ins Präsi-Auto und ab geht's Richtung Hannover Flughafen. Das Wetter ist Mist, und auf der Autobahn hängt jeder seinen Gedanken nach und hofft, dass wir trotz des Schneetreibens heile ankommen. Ich denke außerdem noch darüber nach, ob ich je wieder laufen können werde, denn als Kleinste habe ich mich auf dem Rücksitz in die Mitte gesetzt, meine Knie befinden sich am Kinn, und ich werde langsam von Henne (Hendrik) zerquetscht, der mittlerweile ein kleines Nickerchen macht und natürlich nicht bemerkt, wie sehr sich sein Körper in meine Richtung ausbreitet. In diesem Moment gilt mein ganzer Neid dem Präsi und Andreas, die sich vor mir völlig entspannt über alle mögliche unterhalten UND PLATZ HABEN! Endlich in der Parkgarage am Flughafen angekommen (übrigens um 09.04h!!!, wenn DAS kein gutes Zeichen ist...), sortiere ich beim Aussteigen meine Knochen und stelle zu meinem Entsetzen fest, dass sich ein Nerv eingeklemmt hat und fiese Schmerzen verursacht. Nun, er hatte über eine Stunde Zeit, sich einzuklemmen, aber eines weiß ich: DER "Kollege" wird mir nicht die Reise versauen, und vor allem werde ich nicht jammern, denn ich habe keine Lust auf irgendwelche Sprüche, oder am Ende noch auf Mitleid, weil ich langsam "in die Jahre komme!" Nicht mit mir, Jungs! Nach dem Check-In teilen sich die Generationen, denn Luki und Henne (nebst Papa Andreas) zieht es zu "Mäcces" zum Frühstück, der Präsi und ich ziehen dann doch Kaffee aus richtigen Tassen und vernünftig zubereitetes Essen vor. Außerdem gibt's noch ein anständig gezapftes Bier zum Auftakt. ...ich glaube, wir beide waren so am überlegen: "Wer weiß, wann wir das wieder haben..." Der Flug nach Istanbul verlief absolut reibungslos, nachdem Lucas und ich uns ein wenig darüber ausgetauscht hatten, was alles passieren könnte, und ob Starts oder Landungen gefährlicher sind, oder wie es wohl wäre, aus 10.000 Metern abzustürzen... Angekommen in Istanbul habe ich kurzfristig die Jungs auf dem Flughafen verloren, aber nach einer kleinen Weile und einem Telefonat mit Andreas waren wir dann wieder vereint. Gott sei Dank! Dann geht's im 9-Sitzer zum Hotel. Wenn ich beim Fliegen Angst hatte, beschlich mich auf der Fahrt (...oder war es auch ein Flug???) das Gefühl der Panik! Und wer der Meinung ist, dass Autofahren in Deutschland schlimm ist, sollte sich nur ein einziges Mal in Istanbul in ein Taxi setzen. Völlig losgelöst raste unser Fahrer durch das Auto-Gewühl, ich hatte kaum Zeit, mich an den Eindrücken der 13-Millionen-Stadt zu ergötzen, sondern war eher damit beschäftigt, den Würgereiz zu unterdrücken, der durch das ständige affenartige Tempo und wiederholtes ruckartiges Bremsen in mir kämpfte. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir körperlich unversehrt im Hotel an, und ich schickte ein kurzes Dankesgebet gen Himmel. Nach dem Einchecken (interessanterweise gab der Portier jedem der Jungs die Hand, mir jedoch nicht! Willkommen im Mittelalter...) machten wir uns dann auf zu einer kleinen Einkaufstour. Wasser- und besonders Biervorräte (wegen der Unterhopfung...) mussten angelegt werden. Das Wetter lud eigentlich nicht zu weiteren Taten ein, denn es war regnerisch und echt kalt. Um aber wenigstens noch etwas vernünftiges zu tun, entschlossen wir uns, ein Restaurant zu suchen und anschließend vielleicht noch eine kleine Schifffahrt zu unternehmen. Im Restaurant angekommen, wurden wir in einen separaten Raum verfrachtet, ich hatte mich schon der Hoffnung hingegeben, vielleicht ein Raucherraum, freu, aber dem war leider nicht so. Es war nämlich "der Alkohol-Raum!" Der Türke an sich trinkt anscheinend keinen Alkohol zum Essen, und deshalb wurden wir also separiert! Nach einem ordentlichen Essen machten wir uns mit der S-Bahn auf in Richtung Wasser. Das letzte Stück Weg zu Fuß wurden wir dann richtig durchgeblasen vom Wind, und der Regen wurde auch nicht weniger. Schifffahrt verworfen und ein Plätzchen an Land gesucht! Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für den Außenbereich einer kleinen Bar an der "Galatei-Brücke"direkt am Wasser. So, endlich hatte ich mal durchgesetzt, denn ich wollte auch mal eine Zigarette zum Getränk! Andreas, Henne und Luki liefen noch ein bisschen durch die Gegend, während der Präsi und ich uns unter der Heizsonne postierten und die leichte Wärme und den Ausblick genossen. Als wir der Meinung waren, die anderen 3 hätten sich bereits zu Fuß auf den Weg nach Asien begeben, tauchten sie plötzlich aus unvermuteter Richtung wieder auf und gesellten sich zu uns. Es dauerte nicht lange, und die Diskussion darüber entbrannte, ob sich vor uns wohl die berühmte Bosporus-Brücke befände, und vor allem WO denn nun eigentlich Asien sei. Alle Möglichkeiten, angefangen davon, dass wir in einem "Seitenarm" am Wasser sitzen, bis hin zur Feststellung, dass Leute, die nicht gedient haben, ohnehin keine Ahnung von Orientierung haben, wurden erörtert. ...vielleicht ist es dann so, dachte ich, wie im Verkehr: Nach rechts zeigen, aber links meinen. Eben das andere ASIEN... Irgendwann hatte sich die Körpertemperatur bei allen auf gefühlte 25 Grad abgekühlt, und es ging endlich wieder Richtung Hotel. Ich hatte fürs erste genug Sightseeing und wollte nur noch heiß duschen und ins Bett. Ritterlich brachten die Jungs mich noch vor die Hotel-Tür, weil sie noch ein bisschen um die Häuser wollten, und ich machte 10 Kreuze, dass dieser arschkalte Abend endlich zuende war. Am nächsten Morgen brach nun endlich der Tag des Spiels an, auf das ich mich schon so lange freute. Vor das Vergnügen hat jedoch der Liebe Gott erst mal "die "Arbeit" gesetzt! Da wir ja noch ein bisschen von Istanbul/Europa/Asien sehen wollten, machten wir uns also nach dem Frühstück auf den Weg in Richtung "Blaue Moschee" und "Hagia Sofia". Zur Vorsicht hatte ich mir eine Baskenmütze eingepackt, unter der ich problemlos alle Haare hätte verstauen können, doch ein Riesenschild vor der "Blauen Moschee" belehrte mich dann schnell eines Besseren. Nicht Mütze, sondern Riesen-Kopftuch, was sogar die Schultern bedenkt, war erwünscht! ...die Jungs hatten es gut, mussten sie nur lange Hosen tragen, was bei dem Wetter ohnehin Sinn machte... Ich entschied mich also, bzw. "wurde entschieden", mit Andreas draußen auf die anderen zu warten, und ehe wir uns versahen, kamen sie auch schon angetrabt. Die "Hagia Sofia" bewunderten wir dann alle nur von draußen, weil eine ewig lange Schlange von Leuten vor dem Eingang auf Einlass wartete... Dann ging es weiter aufs Schiff in Richtung ASIEN!!! Auf der anderen Seite Istanbuls angekommen, mussten wir feststellen, dass es dort nicht spannender war als auf der europäischen Seite. Also gab's für unsere jüngere Generation Döner auf die Hand, für Henne, der zwischenzeitlich mit zwei Fenerbahce Ultras angeregt im Gespräch war, außerdem noch einen Schal und Fotos, und dann ging's wieder zurück "nach Europa". Wieder angekommen fuhren wir mit Straßenbahn und Metro um "Taksim-Platz", dem Treffpunkt aller Schalker vor dem Spiel. Da noch Zeit war, kehrten wir in einem Restaurant ein, um uns noch mal zu stärken. Das Essen war ganz lecker, aber sehr "übersichtlich". Daher also der verhältnismäßig günstige Preis... Na ja, und wegen "der Übersichtlichkeit" ging's dann noch mal zu "Burger King", damit auch der Letzte satt wurde! Unser mitgebrachtes Bier wurde schlau in "Burger King"- Pappbecher umgefüllt, und von der super Dachterrasse konnten wir prima beobachten, wie sich der Platz langsam mit Schalkern, aber auch mit Galatasaray Fans füllte. Und dann endlich war es soweit: Wir marschierten im Block mit den UGE und allen anderen mitgereisten Schalkern in Richtung Busse, die uns kostenlos für den Transfer zum Stadion und zurück zur Verfügung gestellt wurden. Marschieren im Block, DAS war für mich echt das Größte!!! Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit, die Gewissheit, Teil dieser Schalker Familie zu sein, das hatte ich NOCH NIE in so einem Ausmaß erlebt, und ich konnte mich innerlich kaum beruhigen! Freudentränen, Glücksgefühle, eben die ganze Palette an Emotionen!!! Nach einer gefühlt stundenlangen Fahrt erreichten wir endlich das Stadion, das übrigens vom gleichen Architekten geplant wurde, wie unsere "Donnerhalle"! Absolut locker, freundlich und angenehm war die türkische Polizei am Stadion aufgefallen. Ganz anders als oft in Deutschland... Dann erreichen wir unsere Plätze im Stadion und ließen uns von der rot-gelben Kulisse und den Choreographien der Türken beeindrucken. Lustig war, dass wir zunächst dachten, es gäbe ständig ein gellendes Pfeiffkonzert gegen unsere Schalker Jungs, aber schon kurze Zeit später stellten wir fest, dass die Türken IMMER pfiffen. Auch bei den eigenen Spielern. Na denn... Das Spiel war toll, wie sich ja sicherlich inzwischen alle überzeugen konnten, und die Art und Weise, wie gespielt wurde, gibt Grund zur Hoffnung, dass unser S04 langsam, aber sicher wieder in die Erfolgsspur zurück findet! Erwähnenswert ist auch, dass wir ALLE mit Tee und Kaffee im Stadion standen! Ich weiß, kaum vorstellbar, aber wahr! Für die Mädels unter den Lesern: Ich habe, wenn mich mein Blick nicht getäuscht hat, ein einziges Mädel im Stadion gesehen, bin mir aber nicht 100% sicher, ob es eines war. So viel zu DEM Thema... Das Spiel ist aus, wir sind alle glücklich ob des geschossenen Auswärtstores, und nun beginnt die lange Zeit des Wartens. Blocksperre! Nach über einer Stunde, ich denke, selbst die Putzfrauen waren schon zuhause, konnten wir dann endlich gehen, und die etwas unkoordinierte Abfahrt in Richtung zurück zum "Taksim-Platz" beginnt. Dort angekommen, organisieren wir uns ein Taxi, weil niemand mehr wirklich Lust auf U-Bahn und S-Bahn hat. Im Nachhinein denke ich mir, besser wär's gewesen, mit der Bahn zu fahren, denn es begann ein Höllentrip! Was soll ich von einem Taxifahrer halten, dachte ich so, der statt der erlaubten 4 Leute einfach mal 5 Leute in sein Auto stapelt??? Ich wusste es ziemlich schnell im wahrsten Sinne des Wortes, denn kaum hatten sich alle ins Taxi gedrückt, schoss der Fahrer wie eine gesengte Sau durchs nächtliche Istanbul! Grüne Welle bei Tempo 110 km/h war angesagt, und als wenn DAS noch nicht schlimm genug war, führte er in aller Seelenruhe ein Handygespräch nach dem anderen. Natürlich OHNE Headset, sondern mit Handy am Ohr! Ein alter Mann, der in Ruhe die Straße überqueren wollte, konnte sich nur durch einen beherzten Galopp in Sicherheit bringen, aber auch das störte unseren Sebastian Vettel am Steuer nicht im geringsten! Und als wenn all das nicht schon genug war, verlangte er am Ende der Fahrt noch einen Extra-Zuschlag, weil er angeblich einen Umweg hatte fahren müssen. Ja nee, is klar, Umweg ist Pflicht, und die Gefahrenzulage, bzw. das Schmerzensgeld, das WIR eigentlich hätten erhalten müssen, hat er sich dann mal eingesteckt und sich bestimmt ins Fäustchen gelacht! Aber wir sind ja Schalker, gut erzogen und freundliche Gäste der Türkei, also zahlten wirr zähneknirschend und jeder von uns dachte sich sein Teil... Dann ging's ein letztes Mal in die Hotelbar, die komplett in "Schalker Hand" war. Auf diese absolute Horror-Fahrt und natürlich auch auf das tolle Spiel mussten wir nämlich noch ein Bier trinken. Auch unser Fanclub-Freund von den "Peiner Eulen", Dirk Viol, genannt "Porky", stieß noch zu uns, denn die Bar in seinem Hotel war bereits dicht. Nachdem das Spiel noch mal in allen Facetten durchleuchtet und besprochen war, schlichen wir uns nach und nach auf unsere Zimmer, um wenigstens noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Am nächsten Morgen, unserem letzten in Istanbul, spazierten wir noch ein bisschen durch die Stadt, in einen kleinen Basar, und Andreas, weil er immer sooo höflich ist und nicht NEIN sagen kann, wurde kurzfristig von einem Schuhputzer genötigt, sich seine Schuhe auf Hochglanz polieren zu lassen. Na ja, beneidet habe ich ihn ein wenig, denn er war danach der Einzige mit SAUBEREN Schuhen. Unsere sahen eher aus, als wenn wir gerade frisch vom Bau kamen... Um 12h wurden wir dann mit wenigstens halbwegs vernünftiger Fahrweise zum Flughafen transportiert und um 15h ging's nach Duty Free Shop und noch ein bisschen Abhängen müde, aber gut gelaunt zurück in die Heimat. FREU!!! Als ich endlich nach 3 tollen Tagen wieder im eigenen Bett liege, lasse ich alles noch mal revue passieren und komme schlussendlich nur auf einend einzigen Gedanken: WIE GEIL WAR DAS DENN??? Jungs, jederzeit wieder und "Blau und Weiß ein Leben lang!" Beate